Familienfreundlichkeit: Kein Luxus, sondern wirtschaftliche Notwendigkeit

Familienfreundlichkeit ist kein Luxus – sondern eine notwendige Grundvoraussetzung, um im Wettbewerb der Regionen wirtschaftlich zu bestehen. Dies ist das klare Fazit der Fachtagung des Netzwerkes „Familie - Arbeit - Mittelstand“, zu der MdB Karl Schiewerling eingeladen hatte.

Der Bundestagsabgeordnete und Initiator des Netzwerkes begrüßte in den Räumen der Firma Weiling in Coesfeld weit über 70 Vertreter von Unternehmen, der Verbände aus Industrie, Handwerk, Handel, Landwirtschaft, der Wohlfahrtspflege und der Kirchen sowie Fachpolitiker, Bürgermeister und Dezernenten aus dem Kreis Coesfeld sowie auch aus dem benachbarten Kreis Steinfurt. Nicht die Theorie von Sonntagsreden über Familienfreundlichkeit, sondern Erfahrungen aus der erprobten Praxis von Unternehmen standen im Vordergrund der Tagung. „Unternehmen und Familien profitieren gleichermaßen von familienfreundlichen Bedingungen in den Betrieben“, sagte MdB Schiewerling in seiner Begrüßung. „Unsere Region muss sich familienfreundlich aufstellen, um seine Zukunftsfähigkeit zu wahren. Unsere Region muss die familienfreundlichste in Deutschland werden“, erneuerte Netzwerk-Initiator MdB Karl Schiewerling die Zielvorgabe des Netzwerkes.

Seine Thesen belegten denn auch die Referenten aus ganz verschiedenen Bereichen. Zum einen zeigten Susanna Siegen und Margret Goß vom Vincenz-Hospital Coesfeld auf, wie ein mittelständiges Unternehmen in einem Mehrschicht-Betrieb sich familienfreundlich so erfolgreich aufstellen kann, dass es die Kriterien des Prüfungsverfahrens des bundesweit anerkannten „audit beruf & familie“ besteht. Was hinter diesem Audit und dem Begriff „Familienfreundlichkeit“ konkret steht, erläuterte Anke Schickentanz-Dey. Die Betriebswirtin und Auditorin zeigte an Beispielen, welche „Euro-harten“ Vorteile Unternehmen mittelfristig auch in ihrer Bilanz spüren, wenn sie sich familienfreundlich aufstellen. „Allein die Vorteile besonders motivierter Mitarbeiter sind kaum aufzuwiegen. Motivierte Mitarbeiter sind viel produktiver“, bilanzierte sie insbesondere für die Wirtschaftsvertreter und Unternehmer in der Runde: „Familienfreundlichkeit rechnet sich – gerade auch in Euro!“

Hinzu komme, dass der Faktor Familienfreundlichkeit auch über die Gewinnung von Fachkräften für ein Unternehmen entscheide. Eine Erfahrung, die der Recklinghäuser Unternehmer Christoph Bogs eindrucksvoll schilderte. Sein Unternehmen aus der Marketing-Dienstleitungsbranche kooperiert inzwischen mit einer Kindertagesstätte, um die flexiblen Arbeitszeitmodelle in seinem Unternehmen überhaupt realisieren zu können. „Wir sind auf diese qualifizierten Mitarbeiter angewiesen, also war für uns der Schritt in die Familienfreundlichkeit schon aus betrieblichen Gründen zwangsläufig.“

„Ich bin Unternehmer, aber eben kein Kita-Fachmann“, schilderte Bogs sehr plastisch auch seine mitunter mühsamen Versuche, seinen mittelständischen Betrieb und den „Betrieb Kita“ in Einklang zu bringen: „Ich hätte mir damals ein solches Netzwerk, wie sie es hier aufbauen wollen, sehr gewünscht.“

Just diese Vernetzung von Unternehmen, Verbänden, der Politik und Einrichtungen der Familienhilfe will das Netzwerk nach dieser Veranstaltung konkret angehen, wie es in der anschließenden Diskussion ganz deutlich wurde. In der Diskussionsrunde wurde sehr lebhaft auf das notwendige Zusammenspiel dieser Akteure verwiesen. „Dabei ist es nicht immer nur die Frage des Geldes, sondern auch der Initiative und des Mutes, etwas neues zu schaffen“, wie es ein Teilnehmer formulierte. Als äußeres Zeichen dafür stellte das Netzwerk am Ende der Veranstaltung ein neues Logo vor, mit dem das Netzwerk künftig offensiv für sich werben und es zu einer Art „Prädikat“ entwickeln will.

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