Herkules und Deutschland – Leben wir noch in der Sozialen Marktwirtschaft?

Junge Union Münsterland veranstaltet Seminar zur Sozialen Marktwirtschaft

Was hat Herkules, der Held der antiken Sagenwelt, mit der Sozialen Marktwirtschaft zu tun? Es gibt zwischen ihm und dem modernen Wirtschaftssystem verblüffende Parallelen:

Eine der zwölf Aufgaben, die Herkules erfüllen musste, war das Ausmisten der gigantischen Rinderställe des Augias. Um diesen ohne Hilfsmittel scheinbar unlösbaren Auftrag erfüllen zu können, leitete er einfach zwei angrenzende Flüsse durch die Ställe. Damit kann man den modernen Bezug herstellen: Die Flüsse – also Naturkräfte - entsprechen den Marktkräften, die gebündelt werden sollen, und Herkules, als Staat, der die Rahmenbedingungen dazu schafft. So erklärte einer der Referenten des JU-Seminars „Soziale Marktwirtschaft“, Prof. Dr. Ulrich van Suntum, die Idee der Sozialen Marktwirtschaft, die sicherlich als Markenkern der CDU bezeichnet werden kann.

Mit verschiedenen Aspekten der Thematik beschäftigten sich am 3. und 4. Juni die Mitglieder der Jungen Union des Bezirkes Münsterland im Kloster Gerleve. Für sie begann das vom Arbeitskreis „Soziale Marktwirtschaft“ entwickelte Programm mit einem Vortrag von Lars Vogel, dem Geschäftsführer der Ludwig-Erhard-Stiftung, Bonn, der sich vor allem auf die Grundlagen und Geschichte der Sozialen Marktwirtschaft bezog. Schon nach diesem Einstieg war allen klar, dass sich die heutige Situation um Einiges von der ursprünglichen Idee der Gründerväter der Sozialen Marktwirtschaft unterscheidet. Vogel spricht dabei von vier Phasen, nach denen sich aus der ursprünglichen Sozialen Marktwirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg die heutige „Phase des Pragmatismus“ entwickelt hat, bei der es sich um eine vage Mischung aus nachfrage-und angebotsorientierter Politik handele und die lediglich noch spontan auf gegebene Faktoren reagiert, also vom langfristigen System der Sozialen Markwirtschaft abweicht. Auch Prof. van Suntum stimmt damit überein, dass wir uns deutlich von der Aussage Erhards - „je freier die Wirtschaft, desto sozialer ist sie auch“ – entfernt haben. Immerhin werden 46,5% der Wirtschaftsleistung vom Staat aus dem freien Wettbewerb gezogen und umverteilt, wer kann da noch von zu wenigen Interventionen des Staates sprechen?

Nach einem geselligen Ausklang des Abends und dem Besuch der Messe einiger Teilnehmer um 5 Uhr am nächsten Morgen, wurde das Programm um ein weiteres Themengebiet ergänzt: „Soziale Marktwirtschaft in der Praxis: „Energiepolitik als Wirtschaftspolitik“ lautete der Titel des Referats von Hendrik Wüst, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU Landtagsfraktion in Nordrhein-Westfalen. Fördert die Einführung alternativer Energiegewinnung wirklich eine Stromeinsparung oder liefert sie lediglich eine Möglichkeit der Verlagerung der Kosten und des Verbrauchs? Dies war eine der Fragen, die der recht schonungslose Vortrag Wüsts aufwarf.

Als letzter Referent beleuchtete Karl Schiewerling noch den sozialen Aspekt der Thematik. „Gesellschaftliche Probleme müssen durch den Sozialstaat ausgeglichen werden. Der Fokus dabei sollte vor allem auf den durch den demographischen Wandel ausgelösten Veränderungen, der Kindererziehung und besonders auf der Stärkung der familiären Strukturen als kleinstem Sozialsystem liegen. Die Familienpolitik muss gestärkt werden!“, lautet die Richtlinie des Bundestagsabgeordneten.

Nach einigen sehr interessanten inhaltlichen Diskussionen und Nachfragen waren sich bei der Abschlussbesprechung aber alle einig, dass ihnen dieses Seminar viele Informationen und neue Anregungen mit auf ihren politischen Weg gegeben hat und auch der Spaß an der Sache nie zu kurz kam.

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