Volle Taschen – Leere Taschen - Solidarität neu erleben

Wilfried Erckens, Willi Rennebaum, Bernd Wiesel, Karl Schiewerling MdB, Margret Mönig-Raane, Dr. Michael Oelck, Roland Hericks, Johannes Nordpoth, Günther David
Wilfried Erckens, Willi Rennebaum, Bernd Wiesel, Karl Schiewerling MdB, Margret Mönig-Raane, Dr. Michael Oelck, Roland Hericks, Johannes Nordpoth, Günther David
Dülmen/Recklinghausen. Im Rahmen der diesjährigen Recklinghäuser Gespräche fand zu dem Thema eine Diskussion statt, die hochkarätig besetzt war und viel versprach, weil es alle in unserer Gesellschaft angeht.

Diese Veranstaltung, vom Kolpingwerk Kreisverband Recklinghausen organisiert, besuchten aufgrund des aktuellen Themen auch Dülmener Vertreter der Christlich Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) und Kolpinger Roland Hericks, Wilfried Erckens, Bernd Wiesel und Günter David.

Margret Mönig-Raane, stellvertretende Verdi Bundesvorsitzende, vertrat in ihrem Eingangsstatement die Auffassung, dass es in jedem Fall schnell zu einer Umverteilung des „Vermögens“ kommen müsse. „Mehrwertsteuer müssen alle zahlen“, Vermögenssteuer nur wenige und die suchen nach Auswegen, siehe Lichtenstein. Weiterhin ist ihr wichtig, dass die Bildungschancen häufig zu gering sind, auch wenn es laut Pisa eine leichte Verbesserung gegeben habe.

Der zweite Referent war der Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Coesfeld, Dr. Michael Oelck. Er stellte eine Entfremdung zwischen kleineren und mittleren Betrieben, insbesondere den Familienbetrieben und den industriellen Unternehmen fest. Die großen Betriebe sehen überwiegend ihren Profit und nicht die Menschen, während die kleinen und mittleren Unternehmen sowohl jeden ihrer Mitarbeiter kennen als auch selbst nicht nur ihre Arbeitskraft, sondern auch ihr eigenes finanzielles Engagement einbringen. Weiter stellte er fest, dass es der große Vorteil dieser Betriebe ist, dass sie nicht nur eine sehr gute duale Ausbildung der jungen Menschen vornehmen, sondern auch sich persönlich um ihre Mitarbeiter kümmern und darauf achten, dass es ihnen weitgehend auch gut geht. Ein weiteres Plus, so Dr. Oelck, sei, das inzwischen gute Handwerker sehr gefragt sind und damit sich auch die Gelegenheit ergibt, ihnen einen entsprechenden Lohn zu zahlen, da sie eine sehr gute Arbeit abliefern.

Karl Schiewerling MdB stellte in seinem Statement fest, dass die „so genannte Mittelschicht in den Betrieben, die gute Stundenlöhne erhalten, immer dünner wird“. Gleichzeitig sei es in den vergangenen Jahren zu einer „bedauerlichen Angleichung zwischen den Stundenlöhnen und der Grundsicherung nach dem ALG II“ gekommen. Dies wieder zu ändern, habe er sich zum Ziel gesetzt. Dabei dürfe aber der Mensch auf keinen Fall aus den Augen der Verantwortlichen verloren gehen. Auch komme es zur Kostenexplosion zum Beispiel bei der Energie, bei den Lebensmittelpreisen und den täglichen Lebenshaltungskosten. Aus seiner Sicht fördert dies die Altersarmut in verstärktem Maße, weil die Einkommen nicht steigen, sondern eher stagnieren. Gleiches gelte auch für die Löhne. Er sei dafür, dass zum jetzigen Zeitpunkt die Menschen allgemein, insbesondere aber die Berufstätigen mit ihren Familien, wieder einen entsprechend „großen Schluck aus der Pulle“ erhalten. Er spreche sich wie viele andere Verantwortliche dafür aus, dass in den laufenden Tarifverhandlungen in jedem Falle gute Ergebnisse erreicht würden.

Ein weiteres, zunehmendes Probleme zeige sich immer mehr aus seiner Sicht. Dies sei die „Entsolidarisierung der Menschen in der Gesellschaft“. Es sei heute „chic, geil ist geil und billig, billig, billig, als Motiv des eigenen Handels wieder abzulegen“. Er forderte die rund 140 Teilnehmer des Abends auf, bei sich selbst anzufangen und nicht hinter den „Billigangeboten der Discounter“ her zu jagen. Schiewerling schloss den Abend mit einem Text, den er vor einiger Zeit in einem Jugendzentrum in Aachen gelesen habe und ihn deshalb zur allgemeinen Kenntnis geben wolle: „Wer in seinem Leben nur auf das Geldvermehren aus ist, der hat auch nichts anderes verdient als Geld.“

Nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung hatten die Dülmener Teilnehmer Bernd Wiesel, Roland Hericks, Günter David und Wilfried Erckens noch die Gelegenheit, mit den Podiumsteilnehmern in einen kleinen persönlichen Austausch zu gehen.

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